Ältere Menschen bekommen kaum noch Kredite

Wenn die Kinder aus dem Haus sind und ihre eigenen Wege gehen, dann denken die Eltern darüber nach, noch einmal ein neues Haus zu bauen, weil das Familienhaus zu groß geworden ist. Ein kleineres Haus mit weniger Fläche, einen überschaubaren Garten und vielleicht alle Räume ebenerdig, das sind die Wünsche, die viele ältere Menschen haben, wenn es um das neue Eigenheim geht. Aktuell haben jedoch immer weniger Senioren die Chance, ein neues Haus zu bauen oder zu kaufen, da ihnen die Banken immer öfter den notwendigen Immobilienkredit verweigern.

Die neuen Richtlinien der EU

strenge Richtlinien

Senioren werden benachteiligt

Seit dem 21. März 2016 gelten auch in Deutschland die neue Kreditrichtlinie der EU, die dazu gedacht ist, Privatleute vor einer Überschuldung zu bewahren. Dieser Gedanke ist zwar grundsätzlich richtig, aber wie die vergangenen fünf Monate gezeigt haben, sind die neuen Richtlinien sehr weit über das geplante Ziel hinausgeschossen, wenn sie auf deutsches Recht treffen. Es hat sich schnell gezeigt, dass Theorie und Praxis nicht zusammenpassen, da ältere Menschen, aber auch junge Familien durch die Richtlinien benachteiligt sind, wenn es um einen Kredit geht.

Nicht mehr kreditwürdig

Durch die Regeln der EU sind die Banken und Sparkassen bei der Vergabe von Immobilienkrediten sehr eingeengt. Sie müssen stärker als vorher auf die Bonität der Antragsteller achten und dürfen den Fokus nicht mehr nur auf den Wert der Immobilien legen. Diese Praxis trifft vor allem junge Familien mit Kindern, aber vermehrt auch immer mehr ältere Menschen. Besonders Familien, in denen es nur einen Verdiener gibt, fallen bei der Bonitätsprüfung durch, denn das Einkommen ist ebenso zu gering, wie auch die Rente, die die Kreditnehmer im Alter erwartet. Nach diesen Kriterien muss die Bank davon ausgehen, dass eine reibungslose Tilgung des Kredits auch in späteren Jahren nicht mehr gewährleistet ist.

Nicht nur die Kreditnehmer sind betroffen

Kredit nicht für jeden

Unfaire Kreditvergabe

Vielleicht hat es die EU mit den Richtlinien für eine erschwerte Kreditvergabe gut gemeint, aber wie so oft bei diesen Entscheidungen aus Brüssel, wurde nicht ausreichend über die möglichen Folgen nachgedacht. Es sind nicht nur die Kreditnehmer, die es jetzt schwerer haben, auch den Banken und Sparkassen bricht ein wichtiger Teil des Geschäfts weg, nämlich der Privatkredit. Allein im ersten halben Jahr 2016 brach das Privatkundengeschäft um knapp neun Prozent ein, da die Banken nicht mehr im gewohnten Rahmen private Kredite vergeben konnten. Neben den Kunden und den Banken bekommen auch die Bauunternehmer die neuen Richtlinien der EU zu spüren, denn wenn weniger gebaut wird, dann haben auch die Bauunternehmen weniger zu tun. Hier drohen massive Verluste, die sich letztendlich auch auf die Arbeitnehmer in der Baubranche auswirken können.

Es geht auch anders

Zwar gibt die EU die Richtlinien vor, wie sie aber im Einzelnen umgesetzt werden, das entscheiden die jeweiligen Länder allein. Auch Österreich ist von den Kreditvorgaben aus Brüssel betroffen, aber die Regierung in Wien hat beschlossen, dass die Richtlinien nicht für die privaten Kreditkunden gelten sollen. Die Banken in Österreich spüren bis jetzt noch keine großen Einbußen, denn sie vergeben nach wie vor Immobilienkredite auch an junge Familien mit Kindern sowie an ältere Menschen, damit der Traum von den eigenen vier Wänden kein Wunschtraum bleibt und die Kunden etwas für ihre Altersvorsorge tun können.

Bildquellen: „strenge-richtlinien.jpg“  geralt – pixabay.com / „kredit-nicht-fuer-jeden.jpg“  PublicDomainPictures – pixabay.com

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